Oliver Kirchkamp
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Seminarbeiten

Lernziele:
  • Wissenschaftliches Arbeiten,
  • Ökonomisches Argumentieren,
  • wissenschaftliches Schreiben und Vortragen.
Punkte, auf die Sie achten sollten:
  • Sie können in einer kurzen Arbeit nicht die Welt erklären. Machen Sie zunächst sich selbst klar, welche Punkte Sie erläutern wollen und welche Punkte nur am Rande erwähnt werden.

    Prüfen Sie diese Struktur. Ist der Punkt, auf den Sie sich konzentrieren wollen, wirklich wichtig? Sind andere Dinge nicht wichtiger? Welche Fragen, die Sie nur am Rande behandeln wollen, sind überhaupt wichtig?

    Wenn Sie eine klare Struktur gefunden haben, folgen Sie ihr und helfen Sie auch Ihrem Leser und Zuhörer, diese Struktur zu verstehen. Überschriften, Unterüberschriften, einführende Sätze am Anfang eines neuen Abschnitts und kurze Zusammenfassungen am Ende eines Abschnittes helfen dem Leser der Struktur Ihrer Arbeit zu folgen.

    Wenn Sie in einem Argument einzelne Schritte nur flüchtig oder gar nicht behandeln, erklären Sie Ihrem Leser, dass Sie gerade einen Schritt überspringen.

  • Ein Modell oder ein Beispiel kann als Rahmen Ihrer Arbeit dienen.

    Erzählen Sie eine Geschichte. Die historische Entwicklung einer Diskussion kann ebenfalls einen Rahmen Ihrer Arbeit darstellen.

  • An welche Zielgruppe richtet sich Ihre Arbeit? Stellen Sie sicher, dass alles was Sie dieser Zielgruppe (in einer Arbeit, einem Vortrag) erzählen, für diese Zielgruppe verständlich aber auch interessant ist.

    Am einfachsten ist es oft, wenn Sie als Zielgruppe Studenten und Studentinnen aus Ihrem Semester wählen. Erzählen Sie Ihre Geschichte so einfach, dass Sie verstanden werden und so interessant, dass Ihre Leser und Zuhörer ein Aha-Erlebnis haben.

    Benutzen Sie so viele Formeln und Diagramme wie nötig. Prüfen Sie bei jedem Element Ihrer Arbeit ob es notwendig ist: Hilft dieses Element wirklich dem Leser oder Zuhörer? Ist das Element trivial, dann lassen Sie es weg. Ist das Element zu kompliziert, dann finden Sie ein einfacheres.

    Wenn Sie das, was Sie schreiben, nicht verstehen, dann wird es Ihr Leser auch nicht verstehen.

  • An die folgende Struktur müssen Sie sich nicht sklavisch halten — sie ist ein Vorschlag, wie Sie Ihre Arbeit organisieren können:
    1. Eine Einleitung hilft Ihrem Leser. Erklären Sie, warum Ihre Fragestellung wichtig und interessant ist. Wie wird Ihre Arbeit in die Literatur eingebettet?
    2. Im nächsten Abschnitt beschreiben Sie normalerweise das theoretische Modell, das den Rahmen für Ihre Arbeit bietet. Vielleicht gibt es auch mehr als ein Modell, das für Ihre Arbeit relevant ist. Versuchen Sie in jedem Fall, den Bezugsrahmen Ihrer Arbeit übersichtlich zu halten.
    3. Eine empirische Arbeit fasst nach dem Modell oft die Hypothesen zusammen.
    4. Danach präsentieren Sie Ihre empirischen oder theoretischen Resultate. In diesem Abschnitt werden Sie normalerweise auch die zuvor aufgestellten Hypothesen aufgreifen.
    5. Eine Zusammenfassung hilft Ihrem Leser ebenfalls. Erklären Sie, welche der Antworten, die Sie gegeben haben, und welche der Punkte, die Sie erwähnt haben, wirklich wichtig sind. Was ist die take-home message?
    6. Literaturverzeichnis
    7. Anhang:
      • Liste der unabhängigen Beobachtungen
      • Instruktionen für das Experiment
      • Beweise
      • ...
    Helfen Sie Ihrem Leser, Struktur und Inhalt zu verstehen. Erklären Sie, wie die Elemente Ihrer Arbeit aufeinander aufbauen.
  • Kurze Sätze sind besser als lange Sätze.
  • Beachten Sie die Obergrenze für die Länge Ihrer Arbeit (z.B. 1500 Wörter für eine Seminararbeit). Eine überlange Arbeit ist kein Beweis für Eifer und Anstrengung sondern ein Zeichen fehlender Selbstdisziplin. Es ist leicht, vage und unnütz Worte zu verlieren. Es ist schwierig, einen Punkt klar, kurz und knapp zu erklären. Beweisen Sie Mut! Verteidigen Sie eine klare Position!

    Überarbeiten Sie Ihren Text und Ihren Vortrag mehrmals. Kürzen Sie bei jeder Überarbeitung. Streichen Sie alles was unwichtig ist. Halten Sie Ihren Vortrag mehrmals mit der Stoppuhr vor dem Spiegel. Reicht die Zeit wirklich aus?

  • Es ist Geschmacksache, ob Sie die erste Person (ich, wir) intensiv oder weniger intensiv verwenden. Oberstes Ziel ist Klarheit und Verständlichkeit. Machen Sie in jedem Fall klar, welcher Beitrag der Arbeit von Ihnen kommt, und was aus der Literatur. Vermeiden Sie Formulierungen wie »...gegen diese Ansicht kann man einwenden...«. Eine solche Formulierung lässt offen, ob mit »man« Sie selbst gemeint sind, oder ob der Einwand in der Literatur geäußert wird. Sagen Sie entweder: »...Sabine Müller (2006) kritisiert diese Ansicht wie folgt...«, oder »...ich halte diese Ansicht für problematisch...«.

    Eine Referenz am Ende eines Satzes lässt offen, was die zitierte Quelle zu diesem Satz beigetragen hat. Vermeiden Sie: »Es gilt A, B, und C (Sabine Müller, 2006)«. Sagen Sie statt dessen entweder »Sabine Müller (2006) vertritt die Ansicht A, B, und C.« oder »Sabine Müller (2006) diskutiert Argumente für und gegen A, B, und C. In dieser Arbeit gehe ich davon aus, dass A, B, und C gilt.«

    Vertreten Sie einen eigenen Standpunkt und begründen Sie ihn auf nachvollziehbare Weise!

    Kurze Literaturangaben in Ihrem Text (»Gabrielle Demange (1992)«) verweisen auf eine Bibliographie am Ende.

  • Geben Sie Quellen aller Argumente an, egal ob Sie wörtlich zitieren, oder ein Argument nur sinngemäß wiedergeben. Stellen Sie sicher, dass der empirische Teil Ihrer Arbeit reproduzierbar ist. Dokumentieren Sie Daten und Methoden. Halten Sie die Regeln guter wissenschaftlicher Praxis ein.
Literatur
Hinweise zur Diskussion von Seminararbeiten.